Weihnachtsmarktbummel mit ambivalentem Eindruck

Auf die Gefahr hin, dass man mich des „galoppierenden Kulturpessimismus“ zeihen könnte: der heutige abendliche Weihnachtsmarktbummel „en famille“ in Münster hinterlässt bei mir einen sehr ambivalenten Eindruck! Mir kommt es vor, als nehme die Anzahl der „Fress- und Saufbuden“ von Jahr zu Jahr zu; die Stände, an denen man (hochwertige!) weihnachtliche Artikel kaufen konnte (Kunstgewerbe, Krippenfiguren, hochwertiges Spielzeug) scheinen weniger zu werden. Dazu drangvolle Enge in den Gängen zwischen den Buden (ok, dies war vielleicht dem Freitagabend geschuldet). Und wenn dann die Damenkegelclubs nebst Glühwein in der Hand mit „Juchhu“ und „Juchhei“ die Durchgänge verstopfen, bekommt man einen Eindruck, wie ein Blutkörperchen sich fühlt, wenn es auf seinem Weg durch die Vene auf ein Gerinnsel trifft und selbst damit zwangsläufig zu einem Teil eines sich aufbauenden Thrombus wird!

Um der Wahrheit die Ehre zu geben: nur wenige Meter weiter hat man die Chance, dem Gedränge zu entkommen — wenn man dann auf den festlich illuminierten Prinzipalmarkt tritt oder vom „Giebelhüskenmarkt“ an der Überwasserkirche aus den Domplatz erreicht, kommt urplötzlich doch wieder das adventliche Sentiment auf, dessentwegen man den Gang zum Weihnachtsmarkt angetreten ist. Und wenn dann die Türmerin vom Lambertikirchturm aus ihr „Tuuut“ erklingen lässt, ist man plötzlich wieder mit sich und der Welt versöhnt!

Was bleibt? Ich finde, Münster muss darauf achten, dass der Weihnachtsmarkt (die Weihnachtsmärkte, denn es sind ja mehrere mit zumindest früher jeweils eigenständigem Charakter) nicht in einen Einheitsbrei von Glühwein, Pommes und Bratwurst abgleitet — den kann man nämlich mit weniger Aufwand vielerorts erleben. Wenn es jedoch gelingt, das Besondere der münsterschen Weihnachtsmärkte wieder deutlicher herauszustellen, dann wird der Weihnachtsmarktbummel wieder zu dem Erlebnis werden, das es früher einmal war!

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