Katholikentag 2018 – was bleibt?

Meine persönliche Bilanz

Der Katholikentag in Münster war die erste dieser Veranstaltungen, die ich fast komplett als Besucher und nicht rotkreuzdienstlich miterlebt habe. Insofern war das für mich ein ganz neues Erlebnis – und zwar ein sehr beeindruckendes, teilweise ergreifendes.

Ich habe die Gelegenheit genutzt, nicht etwa zu den vielen Diskussionen, Podien oder Gesprächen zu gehen, sondern ganz bewusst insbesondere die Kirchenmusik in den Vordergrund zu stellen – und das war gut so! Es hat drei der vielen Konzerte, die ich gehört habe, gegeben, die mir besonders in Erinnerung bleiben werden.

Das erste war das große Begegnungskonzert der vielen Chöre aus dem Bistum am Himmelfahrtstag. Nachdem wir bereits im Eröffnungsgottesdienst gesungen hatten, war dies ein echter Höhepunkt! Mehr als 4.300 Sängerinnen und Sänger aus dem gesamtem Bistum Münster haben ein Konzert von über einer Stunde Dauer gestaltet, das für alle Musikgeschmäcker etwas geboten hat. Für mich war dabei nicht etwa das erstmalig aufgeführte 16-stimmige „Halleluja-Carrillon“ das „Spitzenstück“, sondern das „Suche Frieden“ (ebenfalls eine Uraufführung) – ich denke, dass dies nicht nur meine Einschätzung ist, sondern auch vieler anderer, denn dieser Satz wurde dann auch die vielbejubelte Zugabe. Gänsehautfeeling! Man fühlte sich bistums-, aber auch weltweit verbunden mit Menschen gleichen Glaubens und gleicher Interessen; Unterschiede in Sprache und Hautfarbe werden dabei plötzlich zu den Marginalien, die sie eigentlich tatsächlich ja auch sind (oder zumindest sein sollten!).

Ein weiterer Höhepunkt war das Konzert des Kammerchors der Universität Münster am Samstagabend in der evangelischen Universitätskirche – Musik aus verschiedenen Epochen in einer Klarheit und mit einem Können, das man selten erlebt! Ich fand auch die Idee, immer wieder in dem Programm das „Verleih uns Frieden“ aufzunehmen, ausgesprochen gelungen, schlug es doch immer wieder den Bogen zum Motto des Katholikentages. „Verley uns Frieden“ von Schütz, dann später „Verleih uns Frieden“ von J.S. Bach und schließlich als Zugabe nochmals der gleiche Text nun in der Vertonung von Felix Mendelssohn-Bartholdy: das hatte was und für mich war das der krönende Abschluss meiner drei Katholikentags-Tage. Überhaupt: die Bitte und der Wunsch nach Frieden zog sich für mich sehr wohltuend durch den gesamten Katholikentag; ich finde, die Veranstalter, aber auch die Gestalter der einzelnen Aktivitäten haben diese Bitte und diesen Wunsch immer wieder einserseits dezent, andererseits aber auch mit dem gebotenen Nachdruck aufgenommen.

Was ist bei mir aber am meisten hängengeblieben? Ich denke, das war der Evensong in der Lambertikirche am Freitag Abend! Nicht nur wegen seiner musikalischen Qualität – dieser natürlich auch! -, sondern insbesondere wegen der besonderen Stimmung, die der „Offiziant“ (wie der liturgische Leiter beim Evensong genannt wird) durch seine Worte in die Abendandacht hereinbrachte. Es hat schon was, wenn man daran erinnert wird, dass die Glocken, die zu dem Evensong eingeladen haben, schon die Delegierten der Friedensverhandlungen von 1648 zum Gottesdienst riefen und dort schon 150 Jahre alt waren, mithin also schon vor der Reformation im Lambertiturm hingen. Es hat schon was, wenn der Offiziant darauf hinweist, dass die Kanzel, von der er spricht, dieselbe ist, an der der selige Kardinal von Galen noch in seiner Zeit als Pfarrer von St. Lamberti seine flammende Predigt gegen die Euthanasie und gegen die primitive Gedankenwelt der Nazis gehalten hat. Bleibt zu hoffen, dass dieser Geist auch heute weiterlebt und die in gleicher Art primitive Weltanschauung der heutigen blau-braunen Ideologen überwindet!

Was bleibt also? Für mich das Gefühl sowohl der horizontalen Einbindung (über Sprachen, Hautfarben, Religionen und Grenzen hinweg) in eine weltweit zu spürende positive Linie unseres Glaubens – das war übrigens auch immer wieder an den unterschiedlichen Kostümen, Trachten und liturgischen Gewändern der Teilnehmenden zu sehen. Andererseits aber auch der vertikalen Einbindung über Jahre und Jahrhunderte hinweg, was einem deutlich machte: man befindet sich in einer guten Abfolge vieler „Menschen guten Willens“ über Jahrhunderte hinweg, eine  Erinnerung, die einen trägt und Mut macht, diese guten Gedanken und diese gute Tradition weiterzugeben.

„Münster 2018“ war daher für mich eine wichtige, gute Veranstaltung, die mir wohl immer in Erinnerung bleiben wird – und die mich an vielen Stellen auch emotional berührt hat!

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