„Opfer“ im Ehrenamt?

Heute ist der internationale Tag des Ehrenamts / der Freiwilligen / oder wie das auch immer gerade genannt wird. Jedenfalls geht es darum, Menschen, die ehrenamtlich tätig sind, zu würdigen und zu ehren, und das finde ich gut!

Weniger gut finde ich ein Sprüchlein, das gerade in Deutschland immer dann, wenn es um Ehrenamt geht, geklopft wird: dass wieder einmal Ehrenamtliche „ihre Freizeit geopfert“ haben oder einen ähnlichen Schmarrn!

Leute, nehmt zur Kenntnis: wer sich ehrenamtlich engagiert, macht dies nicht, „um ein Opfer zu bringen“ oder sich von anderen wortreich bedauern zu lassen. Ich zumindest bin ehrenamtlich an verschiedenen Stellen im Roten Kreuz, in der Kirche, in der Kultur tätig, weil mir dies Spaß macht und ich für mich selbst einen tieferen Sinn in dieser Aktivität erkenne – von „Opfer“ kann da aber keine Rede sein! Und ich glaube, dass viele, wenn nicht alle anderen Ehrenamtlichen das auch so sehen werden, falls sie nicht gerade masochistisch veranlagt sind. Und im Umkehrschluss: wenn mir ein Ehrenamt irgendwann keinen Spaß mehr machen sollte, dann beende ich es und suche mir eine andere Freizeitbeschäftigung – ich werde jedenfalls aber kein „Opfer bringen“ oder „meine Freizeit opfern“, um eine Aufgabe zu übernehmen, die mir keine Freude mehr macht. Das ist nämlich das besondere am Ehrenamt: dass man es beginnen kann, weil man selbst „Bock darauf hat“ und auch damit aufhört, wenn es einem nicht mehr gefällt, und das ganz ohne finanzielle Interessen.

Das ist aber auch eine wichtige Botschaft für Gruppierungen, Vereine und Institutionen, die mit ehrenamtlich Tätigen zusammenarbeiten: ihr habt die verdammte Pflicht und Schuldigkeit. die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass es für Ehrenamtliche eben Spaß macht und Erfüllung bringt, bei euch mitzumachen – auf „Opfer“ dürft ihr aber nicht spekulieren, denn dann sind eure Ehrenamtlichen bald weg und dann werdet ihr sehr rasch merken, was ihr falsch gemacht habt.

Also: wer mich und Millionen andere Ehrenamtliche am heutigen 5. Dezember erfreuen möchte, der entwickelt die Rahmenbedingungen in seinem Bereich so, dass es uns Freude bereitet, an der gemeinsamen Aufgabe mitzumachen – aber bitte: redet nicht vom Opfer! Wir sind nämlich keine „Opferbringer“, sondern Menschen, die miteinander arbeiten, um unsere gemeinsame Welt ein kleines Stückchen weit zu verbessern – meinetwegen durchaus aus Verantwortungsbewusstsein, aber immer vor allem aus Freude an der Sache!

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